Hier ist mein persönlicher Bericht aus Oberhausen. Wenn ich jetzt so drüber lese, finde ich ihn fast etwas zu sachlich.
Nadine hat das sehr schön geschrieben, wie sie alles in sich aufsaugen wollte. So ähnlich habe ich das auch empfunden. Wer weiss, wie oft die Gelegenheit kommt, ihn live zu erleben. OK, ich hoffe in Mannheim noch mal, wenn mit meinem Flug alles klappt, aber da sitze ich ja dann ganz hinten, mal sehen, ob das Konzert dann auch noch so beeindruckend ist
Here we go:
Das Konzert begann pünktlich und Yusuf betrat im langen Mantel und mit Gitarre die Bühne, sang ein paar Zeilen aus Lillywhite und dann The Wind. Leider herrschte da noch ziemlich viel Unruhe, die Leute, die nicht mit Yusufs Pünktlichkeit gerechnet hatten, gingen noch zu ihren Plätzen. Und da war ein fürchterlich nerviges Blitzlichtgewitter. Immer wieder unglaublich, wie viele Leute denken, der Blitz ihrer Kompaktkamera würde von Reihe 58 bis zur Bühne reichen. Diesmal waren es besonders viele. Danach legte Yusuf den Mantel ab und begrüßte uns auf deutsch "Guten Abend". Und er erwähnte die vier Jungs aus Liverpool, die ihn einst inspiriert hatten "they lit up our lifes with their music".
Und dann kam auch schon mein absoluter Wunschsong "Blackness of the Night". Mit diesem Song hätte ich nie gerechnet, bzw. erst, als ich ein paar Tage vorher die Setlist vom Tourauftakt sah. Ich bin sogleich dahingeschmolzen. Zum Glück wurde es da im Publikum etwas ruhiger. Irgendwie war es dann aber auch schade, dass er so schnell vorbei war, weil er so früh im Konzert kam. Und allen Leuten, die nie begreifen können, wie man mehrere Konzerte des selben Künstlers hinter einander weg besuchen kann, sei gesagt, wenn das Konzert wirklich gut ist, dann ist es unglaublich tröstlich, wenn vorbei nicht endgültig vorbei ist.
Danach kamen zwei Gitarristen hinzu, die Yusuf als langjährige Weggefährten vorstellte, wenigstens von einem weiß ich, dass er auch "damals" schon mit Cat Stevens gespielt hat. Ich bin nicht ganz sicher, ob da sofort auch schon der Bassist dabei war. Auf jeden Fall gab es einen echten Bass, also ich spreche nicht von einer Bassgitarre. Und der hat sehr deutlich getönt. Unglaublich, dass man nur mit akustischen Saiteninstrumenten so einen "fetten" und modern klingenden Sound hinbekommt. Es folgten einige alte Songs und im Laufe von "Where Do The Children Play" kam sehr effektvoll und mit Zwischenapplaus belohnt auch noch ein Schlagzeuger hinzu, noch später machte ein Keyboarder die Band komplett.
Zu Beginn sang Yusuf etliche alte Songs, wobei "Here Comes my Baby" durch Änderung der Zeile "forever talking on the phone" in "forever texting on the phone" einen modernen Anstrich erhalten hat. Nach dem Song "The First Cut Is The Deepest" stellte Yusuf klar "I have written this song, not Rod Stewart". Überhaupt hat er sehr viel erzählt, ist jemand, der auch über sich selbst lachen kann: "In all those years when I did nothing....ehem..when I did other things...".
Bald folgte die Vorstellung seines Moonshadow-Musicals (irgendwie scheint es im Moment ein gewisser Trend zu sein, sich in Weste und Schal zu werfen und dem Publikum eine Geschichte deren Titel mit "Moon.." beginnt zu erzählen, woraus später irgendwann mal ein Musical werden soll). Yusuf setzte sich dazu auf eine Kiste auf der linken Seite der Bühne und war somit wunderbar in meinem Blickfeld. Er meinte, dass er dieses Musical schon seit 45 Jahren vorbereitet. In Liverpool vor anderthalb Jahren, auf meinem ersten Yusuf-Konzert, hatte er nur eine Einleitung gesprochen und den ersten Song gesungen. Den Rest erledigten Sänger, ich hatte es damals so verstanden, dass das die Cast des Musicals war, aber soweit ich weiß, ist es bis heute nicht auf der Bühne.
Diesmal sang Yusuf die Lieder selbst, in diesem "Moonshadow-Musical -Part" sieben Songs (teilweise alte Cat Stevens-Songs, teilweise aus den neuen Alben, aber wohl schon konkret für das Musical geschrieben). Das war natürlich viiieeel schöner. Und er verband die Songs jedes Mal durch Erzählungen. Die Geschichte handelt von einem Jungen, der in einer Welt der Dunkelheit lebt, von seiner heimlichen Liebe, einem geheimnisvollen Bild und den Gesprächen mit seinem Vater (wobei Yusuf die ersten Akkorde von "Father and Son" nur anspielte und nach dem umgehend einsetzenden Applaus wieder abbrach "No, I will not play this one.."). Mit meiner Vorliebe für "musikalische Erzähler" habe ich diesen Teil des Konzertes ganz besonders genossen. Und Yusuf hat wirklich eine tolle Erzählstimme (was jetzt nicht schmälern soll, dass er auch beim Singen diese wunderbare, unverwechselbare und behaglich klingende Stimme hat).
Zwischendurch gab es eine Panne, als "The 18th Avenue" vom Band erklang und Yusuf sagte, das gehört nicht dazu, da hat jemand den falschen Knopf gedrückt (schade, ich hätts gerne live gesungen gehört..). Es brauchte etliche endlose Sekunden, bis der arme Mensch auch wieder den Aus-Knopf gefunden hatte.
Nach dem Musical-Part gab es eine Pause und dann folgte, was wohl als die Sensation dieser Tour gilt: Yusuf am Klavier! Zuerst "King of Trees" und dann etwas, über das ich mich besonders gefreut habe: der "The moment you walked..."-Teil aus der "Foreigner Suite" zusammen mit "Heaven (Where True Love Goes)" aus dem Comeback-Album. Kleines Geständnis am Rande: Vor allem die ersten Takte von "Heaven (Where True Love Goes)" waren damals Schuld, als ich im CD-Laden nur mal reinhören wollte, was Cat Stevens nun nach 30 Jahren herausgebracht hat. Ich war völlig hinweg und dachte "er klingt ja genau wie damals". Mehr und mehr von Yusuf begeistert habe ich dann angefangen, mir alte Alben zu kaufen, bis heute habe ich sie noch nicht alle. Tja, aber eines Tages war es die Foreigner-Platte auf einem Flohmarkt. Und da kam das Deja-Vu. Der Anfang von "Heaven (Where True Love Goes)" ist das Ende der "Foreigner-Suite". Da brauche ich mich nun wirklich nicht wundern, dass er genau wie damals klingt...
Danach gleich der zweite von meinen Lieblingssongs der neuen Alben: "Roadsinger". Überhaupt, ich könnte ihm einfach stundenlang zuhören. Wird nie langweilig, obwohl die Show ja zugegeben nicht besonders abwechslungsreich ist. (Als ich auf dem ersten Yusuf-Konzert war, war mein Mann ein paar Tage vorher bei Pink, die ja riesige Bühnendeko, tausend Tänzer, Seilakrobatik und Hastenichtgesehen bietet. Er kam damals mit dem Worten "Wow, mehr geht nicht" nach Hause. Und deshalb kam ich von Yusuf-Konzert auch mit den Worten "Wow, mehr geht nicht" zurück. Worauf mein Mann ziemlich verwundert nachfragte, was Yusuf denn gemacht hätte. Ja mei, gesungen und Gitarre gespielt, was sonst?)
An dieser Stelle vielleicht noch ein paar Worte zum Bühnenhintergrund (der zu "Roadsinger" einen Straßenzug mit einem "Not Welcome" Banner zeigt). In Liverpool war ich ja schwer begeistert von den sehr phantasievollen Bildern, die auf zwei hintereinanderliegende Vorhänge projektziert wurden und für einen beeindruckenden 3D-Effekt sorgten. Diesmal waren in weiten Teilen die selben Bilder zu sehen, anfangs nur auf den beiden Monitoren seitlich der Bühne und später auf einem ollen deutlich knittrig-faltigen Vorhang. Womöglich gar der gleiche wie damals - inzwischen etwas mitgenommen? Schade, es kam jedenfalls nicht mehr so toll rüber.
Ach ja, und dann wäre noch der Typ mit dem Kabel zu erwähnen. Yusuf wechselte zwischen mehreren akustischen Gitarren und jedes Mal kam jemand, der das Kabel vom Verstärker in die Gitarre steckte. Yusuf beachtete ihn aber gar nicht und zappelte beim Erzählen mit der Gitarre herum, so dass der arme Kerl jedes Mal seine liebe Mühe hatte, das Kabel einzustöpseln.
Nach dem Uptempo-Stück "Changes IV" klang Yusuf irgendwie außer Puste, als er die Geschichte zu "Boots and Sand" (der Verweigerung seiner Einreise in die USA) erzählte. Dann verließ er die Bühne, die Band spielte den Song und Yusuf´s Stimme kam vom Band. Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass es während eines Konzertes eine Überbrückung gibt, die dem Künstler die Chance lässt mal kurz zu verschwinden, von ausgedehnten Instrumentalstücken über Solos der Backgroundsängerinnen bis zu einem Kurzfilm über die Karriere des jeweiligen Künstlers habe ich schon so einiges gesehen, aber das hier war mit Abstand die seltsamste Variante.
Immerhin kam er nach dem einen Song zurück, es folgten weitere alte Songs, teils als Medley, die gegen Ende hin immer bekannter wurden und so kamen die größten Hits dann Schlag auf Schlag: "Morning has Broken", "Wild World", "Father and Son" und als erste Zugabe "Peace Train". Zu "Father and Son" liefen im Hintergrund Vater-Sohn-Fotos von Fans, die einem Facebook-Aufruf gefolgt waren. Nette Idee. Irgendwann begannen die Menschen zum Klatschen aufzustehen und wurden von den allseits beliebten Security-Leuten sofort zum Hinsetzen aufgefordert. Hmm, vielleicht sehe ich ja noch einen Hauch von einem Sinn darin, wenn die Security meint, man sollte nicht während der Songs aufstehen und dem Hintermann die Sicht versperren. Aber beim Applaus??? Sind Standing Ovations nicht gemeinhin ein Zeichen der Ehrerbietung für den Künstler?
Zu "Peace Train" versammelten sich die Leute dann aber doch im Gang (der Bereich vor der ersten Reihe blieb tabu, da wurde niemand durchgelassen). Als letzten Song sang Yusuf dann "All Kind of Roses", ein sehr ruhiges Stück. Und sofort sah sich eine Dame vom Sicherheitsdienst berufen, die Leute zum Hinsetzen aufzufordern. Diese setzten sich wo sie waren auf den Boden, denn natürlich wollte niemand den nächstmöglichen Platz zu Yusuf so einfach aufgeben. Dort hätten sie auch gewiss niemanden gestört. Aber die Security-Lady beharrte darauf, die Leute auf ihre Plätze zurückzuschicken und verursachte dabei so viel Lärm, dass sie für mich den letzten Song komplett ruiniert hat. Schade.
Trotzdem bleibt mir das Konzert bestimmt in außergewöhnlich toller Erinnerung. Ein Konzert, von dem man noch tagelang träumt...