Interview mit der BZ (Badischen Zeitung) am 14.06.09
Link zu Musik kann die Seele erhebenYusuf Islam: "Musik kann die Seele erheben"
Yusuf Islam war in Freiburg zu einem Privatbesuch, er besichtigte die Krebsklinik Sanafontis.
Am Rande nahm sich der Sänger Zeit für ein Interview mit BZ-Redakteur Thomas Steiner.
In den 70ern wurde der Londoner Steven Demetre Georgiou als Cat Stevens mit sanften Liedern wie "Morning Has Broken" ein Weltstar. 1978 wurde er Muslim, nannte sich Yusuf Islam. Fast 30 Jahre zog er sich zurück, kam nur in die Schlagzeilen, als er sich nicht eindeutig zur Fatwa gegen Salman Rushdie äußerte. 2006 das Comeback als Sänger.
BZ: Yusuf, Sie sind jemand, der schon viel Gutes mit seinem Geld getan hat, wie kamen Sie jetzt dazu, die ganzheitliche Klinik Sanafontis zu besuchen und mit einem Privatkonzert zu unterstützen?
Yusuf: Über einen Freund der Klinik, den ich kenne. Er erzählte von mir, die Klinik fragte, ob sie mich einladen könnte. Das war vor einem Jahr, damals hatte ich keine Zeit. Ich hatte es aber noch auf dem Zettel. Jetzt gebe ich in München ein Konzert mit Klaus Voormann, da konnte ich beides verbinden.
BZ: Voormann, der ehemalige John-Lennon-Bassist, hat viele Weggefährten für sein Album "A Sideman’s Journey" eingeladen, was singen Sie mit ihm?
Yusuf: Zwei George-Harrison-Songs: "All Things Must Pass" und "The Day The World Gets Round".
BZ: Vermissen Sie den verstorbenen George?
Yusuf: Ich glaube, seine Worte leben weiter, gerade die Botschaft von "All Things Must Pass": Es ist wundervoll, das Leben anzuschauen, aber irgendwann müssen wir weitergehen.
BZ: Gibt es für Sie eine Verbindung von Musik und Medizin? Kann Musik heilen?
Yusuf: Musik kann den Hunger nach Schönheit, den die Menschen haben, stillen. Wir leben in einer Welt, die nicht perfekt ist, aber die Musik kommt dem nahe. Sie ist nicht greifbar, aber sie kann die Seele erheben, so kann sie einen auch aus Trauer oder Depression führen.
BZ: Und Religion oder Glaube, können die heilen?
Yusuf: Institutionalisierte Religion nicht unbedingt, aber der Glaube. Jeder Mensch hat einen, egal ob er auf einer einsamen Insel lebt oder einen Bürojob hat, jeder hat einen Zugang zu den Geheimnissen hinter seiner Existenz, hinter dem, was wir anfassen und sehen können, schmecken können.
BZ: Auf Ihrem neuen Album "Roadsinger" gibt es auch Songs wie "World O’Darkness", die sich erst sehr pessimistisch anhören, dann am Ende, eben dahinter, kommt das Licht.
Yusuf: Dieses Lied hat viel mit einem Musical zu tun, das ich geschrieben habe: "Moonshadow" handelt von einer Welt der Dunkelheit, ohne Sonne, nur mit einem Mond. Es ist ein Vorspiel dazu. Nächstes Jahr kommt das Musical in London heraus, dann können Sie sehen, wie das Lied hineingehört. Aber es gab am Ende meiner Lieder immer etwas, was das Bild aufgehellt hat.
BZ: Hat auch das Musical ein glückliches Ende?
Yusuf: Ich schreibe nichts, was kein Happy End hätte. (lacht)
BZ: Ein besonders schöner Song vom neuen Album ist "All Kind of Roses": dieses Bild von den vielen verschiedenen Rosen in Ihrem Garten, den vielen verschiedenen Menschen in Ihrem Leben.
Yusuf: Ich liebe diesen Song, er ist einer meiner Lieblingssongs auf dem Album. Er schrieb sich fast von selbst, ich nahm die Gitarre in die Hand, und die Worte kamen automatisch.
BZ: Wissen Sie, dass Ihr Album in Deutschland in die Top Ten gekommen ist?
Yusuf: Ja. Deutschland ist einer meiner wichtigsten Märkte, wie man so sagt. Viele Leute hier haben ein offenes Ohr für meine Lieder, seit vielen Jahren. Eine der ersten Biografien über mich war eine auf Deutsch.
BZ: Sie haben fast 30 Jahre Pause mit der Musik gemacht, wieso sind Sie zum Song-Schreiben zurückgekehrt?
Yusuf: Je dunkler und gefährlicher in der Welt die Dinge wurden, umso mehr Leute haben mich gefragt. Und als ich feststellte, dass ich immer noch Lieder schreiben kann, dachte ich, ich sollte es auch tun, ich sollte teilen, was ich kann.
BZ: Waren Sie sich bewusst, dass viele Leute Sie vermisst haben?
Yusuf: Es wurde mir mehr und mehr bewusst, je länger ich wieder sang. Als ich es nicht tat, hatte ich ja wenig Gelegenheit zum Kontakt mit den Leuten. Seit ich es wieder tue, bin ich überflutet worden von Wärme und einem Willkommen, wie ich es nie vorher erlebt habe. Da weißt du, wie sehr du ein Teil des Lebens anderer Menschen bist.
BZ: Macht Sie das glücklich?
Yusuf: Oh ja! Es bedeutet, dass ich meine Zeit offensichtlich nicht verschwendet habe, es ist das, was von meinem Leben bleiben wird.