Bericht vom Konzert in Liverpool 05.12.09




Fragen zu seinen Mitmusikern? Interessantes zu seinem Leben?

Moderatoren: Foreigner, Butterfly, Jzero

Bericht vom Konzert in Liverpool 05.12.09

Beitragvon sunsetrock » 04.05.2010, 20:55

Seine Musik habe ich schon immer gemocht, aber als ich sie entdeckte, da sah es nicht danach aus, als könnte ich Cat Stevens einmal live erleben. Es gab ein paar seltsame Gerüchte über ihn und fest stand, dass er für die Musikwelt nicht mehr existent war.

Als es dann vor drei Jahren hieß, Yusuf macht wieder Musik, da habe ich im CD-Laden mal neugierig reingehört, ohne besondere Erwartungen. Und war auf der Stelle vom Donner gerührt. Das Album gefiel mir auf Anhieb, es klang als wäre Cat Stevens nie weg gewesen. Ich hatte das Gefühl, als wäre da ein längst verloren geglaubter Schatz wieder aufgetaucht.

Im letzen Jahr folge ein weiteres Album, auch mit einigen tollen Songs, besonders den Titelsong Roadsinger mag ich sehr gerne.

Und dann wurde nach 33 Jahren erstmals wieder eine Tour angekündigt, eine Chance, die ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollte, auch wenn ich dafür einiges mehr an Aufwand in Kauf nehmen musste als jemals zuvor für ein Konzert (ich war noch nie wegen eines Konzertes im Ausland).Die Tourdaten standen erst wenige Stunden vor dem Verkaufsstart fest, Großbritannien und Irland.

Fliege ich wirklich für das Konzert ins Ausland oder warte ich, ob Yusuf demnächst vielleicht auch nach Deutschland kommt? Nein, die Chance wollte ergriffen werden und die Idee eines vorweihnachtlichen Kurzurlaubs war ja eigentlich auch keine schlechte. Und so rief ich meinen Mann im Büro an und erklärte ihm, dass ich schon immer mal nach London wollte. Er knurrte ein wenig, als er vom Anlass der Reise hörte, stimmte dem Städtetrip aber doch zu. Kurz darauf waren die Tickets im Internet und eine gute Karte für die Royal Albert Hall überschritt deutlich die Ü-100-Marke. Ich begann zu zögern, schaute interessehalber nach den anderen Orten. In Liverpool waren die Karten deutlich günstiger, ein Platz in der achten Reihe zu haben und das Konzert war an einem Samstag, was die Organisation unseres Kurztrips deutlich erleichtern würde. Also habe ich zugeschlagen. Auch wenn damit der Traum von der Royal Albert Hall gestorben war (zumindest vorerst?).Und so kam es, dass ich meinen Mann erneut im Büro anrief und ihm erklärte, dass er nicht nach London fliegen wird, sondern nach Liverpool. Seine Freude darüber war erstmal eher verhalten…

Am Ende hat meinem Mann unser Wochenende in Liverpool dann doch ganz toll gefallen, wir haben viel Beatles-Sightseeing gemacht, aber er war aber nicht mit im Konzert, er ist nicht so dolle an Yusufs Musik interessiert.

Fast eine Stunde vor angekündigtem Konzertbeginn war ich an der Echo-Arena, wo angeschrieben stand, dass das Konzert noch eine halbe Stunde später beginnen würde. Halle angesehen, Atmosphäre geschnuppert und gewaaaarrrtet.

Es gab zwei Leinwände, die vordere durchsichtig wie ein Mückennetz, dazwischen die Instrumente der Band. Auf die vordere Leinwand wurde eine Tür projiziert.

Und dann kam er und klopfte an. Die Tür, die ja eigentlich nur aus Licht bestand, öffnete sich und Yusuf trat hindurch. Im langen Mantel, so wie auf dem Tourplakat. Ganz unspektakulär nahm er am Rande der Bühne auf einer Kiste Platz und kündigte einen kurze Vorstellung seines neuen Musicals an, das bisher noch gar nicht aufgeführt wurde. Begrüßte Liverpool, das eine ganz besondere Stadt ist und erwähnte den Jacaranda Club (einst ein Kunststudententreff, auch hier haben die Beatles oft gespielt, offenbar hat auch Yusuf Erinnerungen an diesen Club).

Das Musical heißt Moonshadow, besteht aus bekannten alten und neuen Cat Stevens-Songs und handelt von einem Jungen, der seine Stadt aus ewiger Dunkelheit erretten will.

Der erste Song, World of Darkness, wurde von Yusuf gesungen, der dann die Bühne den Akteuren überließ. Mich haben vor allem die phantasievollen Bühnenbilder fasziniert. Da jeweils verschiedene Bilder auf die beiden hintereinander angeordneten Leinwände projiziert wurden, entstand ein toller 3-D-Effekt. Die Songs waren musicalmäßig, teilweise pompös aufgearbeitet. Klang nicht nach einem einsamen Mann an der Gitarre, aber für eine große Bühneninszinierung völlig passend. Yusuf kam später für einige Dialoge zurück.
Mit meinem Platz in Reihe 8 war ich sehr zufrieden, reichte gerade noch, um Yusufs Gesichtszüge zu erkennen und es saß auch kein langer Lulatsch vor mir. Erst gegen Ende der Musical-Vorstellung kamen einige junge Männer, die Plätze in der dritten Reihe hatten (na klar hatte ich schon auf einen Platzwechsel spekuliert als ich die leeren Sitze sah…). Oh, bestimmt wieder versnobte VIP´s. Echte Fans, die mit Mühe einen Platz so weit vorne bekommen haben, kommen bestimmt nicht zu spät.

Nach etwa 35 Minuten Musical gab es eine Pause und dann ging es „wirklich“ los. Die ersten Songs spielte Yusuf alleine, dann kamen mehr und mehr Instrumente und Musiker hinzu. Yusuf jetzt in Hemd und Weste. Auf die Leinwände wurden Straßenzüge projiziert, so sah es aus, als würde Yusuf jeweils an einer anderen Straße musizieren, passend zum aktuellen Albumtitel Roadsinger. Auf der Bühne stand die Laterne vom Roadsinger Albumcover und an ihr lehnten die verbeulten Mülleimer vom Mona Bone Jakon Album.

Oh, ich war sofort hin und weg. Na klar, Mann mit Gitarre, typisch mein Geschmack. Alter Mann mit Gitarre, wie mein Gatte schonungslos bemerkte. Aber Künstler, die allein mit Gitarre und tollen Melodien ihr Publikum fesseln, faszinieren mich nun mal, seltsamerweise scheinen sie auch nur spärlich nachzuwachsen. Yusuf gab natürlich mit „Roadsinger“ und dem alten VW-Bus auf dem Albumcover und diversen Bühnenhintergründen das perfekt passende Bild ab.

Und er hat nun wirklich unglaublich tolle Songs geschrieben, auch von den neueren gefallen mir einige ausnehmend gut. Und er hat natürlich auch diese wunderbare Wohlfühl-Stimme. Ich habe mir gewünscht, ich könnte die Zeit anhalten, während des Konzertes.

Er spielte etliche Songs aus Roadsinger, leider wenig aus An Other Cup. Seine Ankündigung von Boots & Sand, dem Song über die einstige Verweigerung seiner USA-Einreise, ließ erahnen, dass er all die Gerüchte um seine Person mit Humor erträgt.

Mit Bad Brakes wurde er richtig rockig, schwang wild die Gitarre herum, als der Song im Schlagzeugwirbel endete.

„Everybody needs a break“, erschöpft seufzend nahm er wieder auf seiner Kiste Platz und schlürfte an einer Tasse (“it´s real tea”) „…..I took a long one“. Und dann erzählte er eine Geschichte vom „Tillerman“, der es niemandem Recht machen konnte, egal ob er seinen Esel führte, auf ihm Ritt oder ihn schließlich sogar auf seinen Schultern trug. Und diese Geschichte zeigt, so Yusuf, das jeder selber entscheiden muss, was er tun und glauben möchte, egal was die anderen sagen.

Mit Wild World tastet er sich langsam an die echten Klassiker heran und ab Moonshadow hörte das Publikum nicht mehr auf mitzusingen.

Peace Train, Morning Has Broken, Oh Very Young, alle wichtigen Songs waren dabei. Es gab gegen Ende mehrmals Standing Ovations und zwei Zugaben. Doch obwohl er dann auch noch das recht schnelle, rhythmische „Tuesday´s Dead“ sang, haben sich die Leute immer wieder brav hingesetzt, was ich ein wenig schade fand.

Aus dem Publikum gab es jede Menge Zwischenrufe, vermutlich Songwünsche, aber für mich genauso wenig zu verstehen wie für Yusuf, der aber stets freundlich reagierte.Yusuf verriet uns, dass auch seine Familie im Publikum ist und von den spätankommenden VIP´s aus der dritten Reihe winkte jemand.

Zur ersten Zugabe sang Yusuf als Widmung an Liverpool und die Beatles „The Long And Winding Road“.

Der letzte Song war Father and Son. Auch wenn man seine kurzen Dialoge aus dem Musical dazurechnet, er war weniger als zwei Stunden auf der Bühne. Damit hatte ich gerechnet, deshalb fiel die Enttäuschung diesbezüglich nicht allzu groß aus.

Meine Fotos von diesem Abend sind hier zu sehen:
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Re: Bericht vom Konzert in Liverpool 05.12.09

Beitragvon Jzero » 04.05.2010, 21:15

Klasse Bericht Manuela, da kann man sich so richtig reinversetzen. Ich konnte ihn im Mai 2009 mit Anette, Iris und G-One im Sheperds Bush ja fast hautnah erleben da standen wir gerade mal so 4 Meter von ihm entfernt, das war ein einmaliges Erlebnis.
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Re: Bericht vom Konzert in Liverpool 05.12.09

Beitragvon Butterfly » 05.05.2010, 07:59

Ich danke dir für den wunderbaren Bericht und die Bilder, Michaela.
Toll zu lesen.
Leben ist nicht genug...
Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören dazu...
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