Re: Yusuf Tour 2011
von sunsetrock » 05.06.2011, 17:44
Hier ist mein Konzertbericht aus Mannheim:
(Falls jemand die gesamte laaannnge Vorgeschichte, den Bericht zu meinem Chris-und-Yusuf-Wochenende, lesen möchte, ich habe sie unter "andere Musiker" geposted.)
Anderthalb Stunden vor Konzertbeginn war schon eine Menge los an der Halle. Ich fand die Forums-Fans an einem der Biertische vor dem Eingang. Wir machten uns bald auf den Weg in Richtung Hintertür, die großräumig mit einem Zaun abgesperrt war. Man weiß ja nie...
Plötzlich kamen die beiden Gitarristen aus Yusufs Band durch den Zaun hervor, einer nach dem anderen.
Einer von Ihnen, Alun Davies, hat schon Ende der 60iger mit Cat Stevens gespielt. “All the time, with a short break of 35 years…” scherzte er, schickte aber gleich hinterher “no, that’s not true”. Und er erzählte uns, dass er all die Zeit über Kontakt zu Yusuf hatte und dass sich für ihn sein “Sinneswandel” schon sehr lange abgezeichnet hatte, spätestens seit Yusuf wieder anfing mit ihm Konzerte zu besuchen und unbedingt James Taylor sehen wollte.
Eine der Fans gab sich wirklich alle nur erdenkliche Mühe, den armen Kerl zu bequasseln, hat zweimal angedeutet, wie groß der Traum wäre, Yusuf mal zu treffen. Aber auf diesem Ohr war Alun völlig taub. Ansonsten war er aber sehr redselig. Eine sehr interessante Begegnung.
Dann dauerte es auch schon nicht mehr lange, bis es los ging. Yusuf betrat auch diesmal im langen Mantel die Bühne und begann mit “Lillywhite/The Wind”. Doch dann ließ er “Don’t Be Shy” folgen. Oooccchh, Moment mal, wo war denn mein Lieblingssong “Blackness of the Night” ?? Im Laufe des Konzertes zeigt sich, dass Yusuf (im Vergleich zu Oberhausen) nicht nur Songs hinzugefügt und andere weggelassen hatte, sondern manche einfach nur an anderer Stelle spielte. So hoffte ich bis zum Schluss auf “Blackness of The Night” - vergeblich.
Der Ton war insgesamt recht leise und gleich zu Anfang gab es Zwischenrufe “lauter!”. Die haben unmittelbar nicht geholfen, später empfand ich das Problem mit der mangelnden Lautstärke nicht mehr so, aber ich kann nicht sagen, ob es wirklich lauter wurde, oder ob das Publikum dann einfach ruhiger und andächtiger lauschte oder ob ich mich einfach daran gewöhnt hatte.
Die eigentliche Katastrophe war aber, dass hinter mir zwei saßen, die pausenlos miteinander quatschten. Das hat schon ganz erheblich genervt. Mannomann, da habe ich eine Anreise von über 1000 km hinter mir und dann kann ich das Konzert nicht richtig genießen, weil ich dauernd Quakquakquak am Ohr habe. Ja gut, da bin ich vielleicht ein bisschen arg in Selbstmitleid zerflossen, ich wäre sowieso von Dublin heimgereist. Ich habe die beiden dann mal ermahnt, aber das hat auch nur kurzfristig geholfen. Ist mir unbegreiflich, wie sie so viel Geld für ihr Ticket ausgeben und dann nur miteinander quasseln.
So ganz glücklich war ich also mit meinem Hinterbänklein nicht, da bin ich echt schon etwas versnobt. Aber irgendwie scheint diese SAP-Arena ja geradezu schicksalshaft dazu gemacht sein, dass ich mir das Geschehen mal von weiter hinten anschaue. Und so versuchte ich auch diesmal, das Positive zu sehen. Natürlich ist der Überblick über’s Bühnenbild da besser und tatsächlich habe ich auch diesmal Details entdeckt, die ich vorher nicht gesehen habe.
Die von Yusuf erzählte Geschichte zu seinem Moonshadow-Musical war fast wörtlich identisch mit Oberhausen, was aber nichts daran ändert, dass ich diesen Teil des Konzertes sehr mag. Und etwas war neu: Auf den kleinen Leinwänden auf beiden Seiten von der Bühne lief die deutsche Übersetzung zu Yusufs Erzählung. Überhaupt, Yusuf hat alles sehr schön deutlich und zusammenhängend erzählt, auch wenn das Ende der Story bewusst offen gelassen wurde (” to be continued….” erschien auf der großen Leinwand), die Leute sollen ja ins Musical kommen.
Diesmal hat er seine Geschichte übrigens zweimal nach den ersten Takten abgebrochen, “Moonshadow” und “Father and Son” …… “maybe later…”.
Nach der Pause setzte sich Yusuf auch diesmal ans Klavier, das eigentlich mehr ein Keyboard ist. Aber er begann mit “Heaven /Where True Love Goes” ( incl. dem Beginn, der nicht wie auf dem Other Cup Album arrangiert ist, sondern analog dem entsprechenden Teil der Foreigner Suite). Für mich eines der größten Hightlights des Konzertes. Allerdings vermisste ich irritiert “King of Trees” - es kam zum Glück später.
Dazu eine kleine Geschichte am Rande, die ich nicht selbst mitbekommen habe, sondern später im Internet gelesen. Yusuf hatte zu Beginn der Tour zu “King of Trees” von einer der Fans einen kleinen Baumpflänzchen-Ableger bekommen, vielleicht 50 cm hoch. In Mannheim hat jemand beobachtet, wie einer der Roadies fürsorglich das Bäumlein aus dem Truck geladen und es für den Nachmittag an einen Platz an der Sonne gestellt hat. Ist ja goldig, Yusuf nimmt die Geschenke mit und lässt für sie sorgen.
Nach “Heaven /Where True Love Goes ” schob er “Moonshadow” ein, danach “Roadsinger”. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, ich finde, dass einige seiner neuen Songs problemlos mit den alten Hits mithalten können.
Als er uns einige Songs später mit “Rubylove” an einen griechischen Strand versetzte, war die Resonanz vom Publikum enorm. Ich hatte das Gefühl, die wussten alle ganz genau, dass es etwas Besonderes ist und er es nicht dir ganze Tour lang gespielt hatte. Ich hörte Yusuf (sein Vater stammt aus Zypern) zum ersten Mal griechisch singen.
Überhaupt, das Mannheimer Publikum war ein deutlich besseres als das in Oberhausen. Haben sehr viel mitgesungen. Wer hätte das ausgerechnet von den Mannheimern erwartet? Da waren bestimmt viele Rhein-Mainler angereist…
Dann setzte er zum großen Hit-Feuerwerk an. "Morning has Broken", "Wild World". An der Stelle, wo bei Wild World die Musik aussetzt, um das Publikum alleine singen und klatschen zu lassen, hob es die Menschen endlich von den Sitzen, auch hinten bei uns. Als die ersten Leute in den Gang liefen, rannte ich ganz schnell vor. Aber wir wurden zurück gescheucht, Yusuf hatte eine entsprechende Handbewegung zum wieder Setzen gemacht, “Father and Son” sollten wir noch in Ruhe genießen. Zum Glück blieben zwei Leute im Gang stehen, ein Stückchen weiter hinten, wo sie auch toleriert wurden. Und somit blieben zwei Plätze am Ende des vorderen Blocks direkt am Gang frei, das war mein Glück, denn zum einen war da die Sicht schon viel besser, zum anderen wollte ich wirklich nicht die Leute stören und mich wieder in meine Reihe quetschen, um nach dem Song einen neuen Versuch zu starten.
Dann ging es aber endgültig nach vorne und nun hatte ich ja eine gute Startposition um es weitest möglich nach vorne zu schaffen. Das bedeutete auch diesmal in den Gang, auf Höhe der ersten Reihe. Der Raum direkt vor der Bühne blieb tabu.
Ich hatte erwartet, Yusuf jetzt noch für einen letzten Song ganz aus der Nähe zu sehen. Yusuf verschwand kurz vor der Zugabe und spielte dann “My People”, sein neuester Song, in dem es um Solidarität mit den Freiheitskämpfern in der Arabischen Welt geht. Der Studiosong wurde übrigens symbolischer Weise in einem Tonstudio nahe der ehemaligen Berliner Mauer aufgenommen und er wird als Free Download vertrieben. In Oberhausen hatte er diesen Song nicht gespielt, warum auch immer.
Somit war ja irgendwie klar, dass noch ein weiterer Song kommen musste. “Peace Train” ist schließlich ein Muss. Nun ist ein Yusuf-Konzert ja kein wildes Rockkonzert, aber “Peace-Train” ist schon eine ausgesprochene Mitklatschnummer, die aber gleichzeitg auch den Freunden der bedeutungsvollen Texte sehr entgegen kommt. Die Stimmung war super. Das “Peace”- Zeichen mit dem gespreizten Zeige- und Mittelfinger zeigte Yusuf übrigens immer wieder gegen Ende des Konzertes und er verabschiedete sich - auch vor den Zugaben- stets mit “Salam-Peace”.
Natürlich brüllte das Publikum nach noch einer Zugabe und meine Überraschung war groß, als er noch einmal wieder kam - und sich ans Klavier setzte! “Sad Lisa”, für viele der Fans ein echter Traum. Ich mag ja “All Kinds of Roses” (in Oberhausen der ruhige Song zum Schluss und diesmal gar nicht gespielt) tatsächlich lieber, aber ich sehe das pragmatisch, “Sad Lisa” ist deutlich länger.
Ganz fest bin ich davon ausgegangen, dass das nun der ruhige Song zum Abschluss war und ich hätte niemalsnicht damit gerechnet, dass Yusuf das Konzert mit einer rockigen Nummer endet. Doch dann griff er nochmal zur Gitarre und erzählte, wie toll er immer VW-Busse fand, so lange, bis er einen gekauft hat. Auf der Leinwand sah man jetzt den berühmten Bus, der in Oberhausen noch vor der Halle gestanden hatte, aber an ihm lehnte ein Schild “for sale”. Ich weiß nicht, ob das sowieso zum Programm gehörte (er erzählte ja schon in Liverpool die Geschichte, wie schlecht der Bus sei, bevor er “Bad Brakes” sang…, in Oberhausen hingegen gab es diesen Song gar nicht). Oder ob das gehässige “for sale”-Foto tatsächlich spontan entstanden ist, nachdem der Bus liegen geblieben war.
Auf jeden Fall rockte Yusuf nun noch “Bad Brakes”, ein Song bei dem auch die E-Gitarren ein bisschen jaulen dürfen und zu dem Yusuf ungwohnt auf der Bühne herumwirbelt. Er kann doch mehr als nur Flower-Power-Balladen. Wow, was ein Abschluss für ein Konzert!!
Und wieder ging ich mit dem Gefühl nach Hause “mehr geht nicht”. Aber doch hatte auch das Oberhausen-Konzert Momente, die Mannheim nicht hatte. Aber die Stimmung war deutlich besser als in Oberhausen, beiderseitig (Yusuf und Publikum), das konnte man nicht nur an den vier Zugaben messen. Aber Yusuf nun noch mal für 4-5 Songs aus der Nähe gesehen zu haben, hat auf jeden Fall meine Erwartungen übertroffen.
Im Rausgehen traf ich noch mal die Foren-Fans. Wir haben uns noch eine Weile unterhalten und uns dann verabschiedet. Wer weiß, wann ich sie mal wieder treffen werde? Vor allem, wer weiß, wann ich Yusuf mal wieder sehen werde?
Michaela