Hallo,
nun liegt es schon wieder eine ganz Woche zurück, das beste Konzertwochenende, das ich je hatte.
Ich schwebe immer noch auf Wölkchen 7 wenn ich daran zurückdenke
Inzwischen habe ich alle meine Erinnerungen mal aufgeschrieben. Den Teil, der das Yusuf-Konzert in Mannheim betrifft, habe ich unter "Yusuf-Tour 2011" gepostet. Und das hier ist der Rest der Geschichte:
Irgendwie war es ja schon ein bisschen, als wollte mir irgend jemand das Chris de Burgh-Konzert in Dublin nicht gönnen. Zuerst die Verschiebung (wenige Tage nachdem ich nicht stornierbare Flüge gebucht habe), dann zweimal erste Reihe-Tickets gehabt und durch die Umtauschaktion wieder verloren und dann, nachdem aller Ärger verrauscht war und die Vorfreude stieg, fing dieser blöde Vulkan an zu spucken. Es war fast, als hätte es jemand herbeigeredet. Vor allem auf dem Rückweg war mein Zeitplan sehr eng, da ich ja unbedingt auch Yusuf noch mal sehen wollte.
Als ich sah, dass Yusuf genau dann in unsere Nähe kommen würde, wenn ich zu Chris nach Dublin fliege, war ich schon etwas traurig. Aber so sehr ich auch überlegte, den Samstag wollte ich auf jeden Fall noch mit den Mädels in Dublin verbringen, das hatte oberste Priorität. Der frühe Flieger am Sonntag mit Aufstehen um 4 Uhr war undiskutabel und der spätere Flieger war viel zu spät in Frankfurt, um das Konzert in Mannheim noch erreichen zu können. So tröstete ich mich also damit, zwei Wochen vorher zu Yusuf nach Oberhausen zu fahren. Aber irgendwie wurmte es mich doch. So nah und doch so fern. Und überhaupt, wer weiß, wann Yusuf mal wieder kommt, da wären zwei Konzerte schon besser als eines.
Und eines ganz gewöhnlichen Nachmittags ereilte mich dann ein Gedankenblitz. Warum unbedingt zurück nach Frankfurt fliegen? Vielleicht gibt es irgendwohin einen Nachmittagsflug und eine gute Zugverbindung nach Mannheim. Die nächstliegende Idee war natürlich Stuttgart, das kaum weiter von Mannheim entfernt ist als Frankfurt.
Volltreffer!! Es gab einen Nachmittagsflug von Dublin nach Stuttgart und der war auch noch ganz erheblich billiger als der Rückflug nach Frankfurt! Da hätte ich sogar locker ein Zugticket Stuttgart-Frankfurt raus. Meine Flüge waren an diesem Nachmittag ganz schnell gebucht.
Natürlich brauchte ich nun noch ein Konzertticket für Yusuf und das konnte ich nicht mehr so wirklich mit der Flugpreis-Ersparnis rechtfertigen…
Leider musste ich dann erst Mal feststellen, dass der Innenraum bereits komplett ausverkauft war und auf den Rängen war auch nur noch recht weit hinten was frei. Eigentlich wollte ich sowieso lieber in den Innenraum, falls sich irgendwie gegen Ende des Konzertes die Chance ergeben sollte, nach vorne zu laufen.
Nicht allzu lange später konnte ich dann bei ebay ein Innenraum-Ticket (zum Originalpreis) ergattern. Ziemlich weit hinten, aber besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Zumal ich den Ticketpreis wenigstens einigermaßen überschaubar halten wollte (ich ging davon aus, dass ich vordere Reihen nur noch zum Schwarzmarktpreis bekommen hätte), denn so viel war klar: wenn der Flug aus Dublin Verspätung hat, dann muss das Konzertticket verfallen.
Ein bisschen unheimlich war mir das schon, bis 100 Minuten Verspätung wären kein Problem gewesen, aber alles andere wäre zu Lasten des Konzerts gegangen (immerhin gab es eine Menge Züge von Stuttgart nach Mannheim und es gab schlimmsten Falls auch noch die Möglichkeit, kurz nach Konzertbeginn anzukommen). Jeder, dem ich von meinen Bedenken erzählte, tröstete mich :”Es wird ja nicht wieder in Island ein Vulkan ausbrechen”.
Tja und dann trat ein, womit ich nicht wirklich ernsthaft gerechnet hatte. In Island brach ein Vulkan aus. In den Tagen vor meinem Abflug nach Dublin fielen hunderte von Flügen aus. Und die Prognose hieß ganz klar: Flugchaos am Wochenende. Es hätte ja nicht mal meinen Flug direkt treffen müssen, da hätte nur der Luftraum irgendwo überfüllt sein müssen oder die Maschine von irgendwo nicht rechtzeitig zur Verfügung sein und schon hätte ich eine deftige Verspätung gehabt. Ich war tatsächlich so weit, dass ich (Pessimistin die ich bin) es für ziemlich unwahrscheinlich hielt, dass mein eng gestrickter Reiseplan aufgehen würde.
Oberste Priorität behielt aber das lang herbeigesehnte Konzert in Dublin und so war ich wild entschlossen, dort hin zu fliegen, wenn das irgendwie möglich sein sollte (sehr zum Unmut meiner Familie, der der Gedanke natürlich nicht gefiel, dass ich dort festsitzen könnte). Für einen Moment überlegte ich tatsächlich, das Yusuf-Ticket noch zu verkaufen. Mir erschien das Risiko einfach zu hoch, dass ich mit dem Ticket in der Tasche in Dublin festsitzen würde. Und wenn es doch klappt, vielleicht hätte ich auch vor der Halle ein neues bekommen. Aber bis zuletzt stand ja nicht mal sicher fest, dass ich überhaupt nach Dublin weg kommen würde. Und wenn das der Fall gewesen wäre, dann wollte ich doch wenigstens Yusuf sicher haben. (Das tröstliche an der Sache war ja, dass ich wenigstens eines der beiden Konzerte sicher erreichen würde, je nachdem, ob nun Hinflug oder Rückflug ausfielen).
Am Ende hatte der olle Vulkan tatsächlich sein Einsehen mit mir und hörte rechtzeitig auf zu Spucken. Noch mehr als ich hatten die Chris-Fans aus Berlin gebibbert. Deren Flughafen war noch ein paar Stunden vor Abflug geschlossen und eine Dame aus Schottland musste am Ende tatsächlich die Fähre nehme. Aber dann waren wir doch alle da, gut 50 Chris-Fans aus dem Internetforum, die sich gegenseitig eingeredet hatten, dass es nichts Cooleres gäbe, als Chris zuhause singen zu hören. Und natürlich mal zusammen ein bisschen weiter weg zu verreisen.
Meine Reise startete am Donnerstag Abend und führte mich zunächst in the Middle of Nowhere. Aus diversen Gründen hatte ich mich entschlossen, für die erste Nacht ein Hotel in der Nähe des Flughafens zu buchen, allerdings war die im Internet als “Flughafenhotel” angepriesene Unterkunft alles andere als flughafennah sondern 18 Taxieuro entfernt und zwar stadtauswärts. Der sehr nette und gesprächige Taxifahrer war neugierig genug, um zu fragen, was ich denn da draußen wolle und lachte sich tot, als er hörte, dass ich das als Flughafenhotel gebucht habe. Naja, was soll’s, es war immerhin billiger (wenn man das Taxi nicht einrechnet…) und um Längen besser als die Unterkunft für die beiden anderen Nächte.
Am nächsten Morgen hatte ich den Ehrgeiz, den einzigen Bus des Vormittags um 7.30 h zu kriegen. Die Rezeptionsdame am Abend hatte mir beschrieben wo die Haltestelle ist (nur 1-2 min vom Hotel), ich kam dort auch ausreichend pünktlich an, aber da war keine Haltestelle!! Sonst in Irland hat es wenigstens ein kleines gelbes Schild, auch wenn man einen Fahrplan oder wenigstens die Anzeige der Liniennummer nicht unbedingt erwarten kann. Etwas panisch hetze ich zurück ins Hotel, aber die andere Rezeptionsdame hatte wohl keine Ahnung und schwebte mit einem “wait a moment” davon. Sehr lustig, wenn man nicht weiß, ob der Moment wohl länger dauern wird als bis zur Abfahrt des einzigen Busses Zeit ist. Aber sie war tatsächlich schnell zurück und bot mir an, in einer Viertelstunde mit einem Mitarbeiter zum Bus im nächsten Ort zu fahren. Ich beschloss, es doch erst noch mal zu versuchen und ggf. in 10 Minuten zurück zu kommen. Auf dem erneuten Weg zum am Vorabend beschriebenen Haltepunkt sah ich zwei Mädels in Schuluniform stehen, was nun doch auf Bushaltestelle hindeutet und dann kam der Bus auch tatsächlich zeitgleich mit mir an. Puuuuh, erstes Abenteuer bestanden.
Kurz nach 8 war ich in der O’ Connell Street, der Trubel in der Stadt war gerade am Erwachen. Mir war’s als wär ich grad schon mal da gewesen….. Die Sonne lachte vom strahlend blauen Himmel und ich wurde bestärkt im Glauben, dass die Sache mit dem vielen Regen in Irland nur ein unwahres Gerücht ist.
Den Vormittag vertrieb ich mir mit Bummeln, das Rolltäschchen immer hinter mir her. Mittags latschte ich den langen Weg zum meinem B&B. Das lag direkt am Kanal, in akzeptabler Reichweite vom Konzert und gleich um die Ecke von einem Hotel, in dem viele der Fans waren. Es hatte, hmmm, sagen wir mal, seinen ganz eigenen Charme. Ein kleines, enges, altes Haus mit ebenso alter Einrichtung. Aber es war annähernd sauber und das Personal und die anderen Gäste total freundlich. Wirklich gestört hat nur das uralte Fenster, durch das es zog und das den Straßenlärm (zum Glück keine besonders laute Straße) ungefiltert durch lies. Aber die mehr oder weniger unfreiwillig zweite Irlandreise sollte ja ein Low-Budget-Trip werden und ich habe kein Luxushotel erwartet.
Gegen halb zwei ging ich zum Grand Canal Theatre. Ich kannte es ja nun schon (von außen) und mir war ziemlich klar, dass die Chance, den Meister auf dem Weg zum Soundcheck abzufangen, äußerst gering sein würde (direkte Tiefgaragenzufahrt). Aber ich habe wenigstens erwartet, dass ich dort einige andere Fans treffen werde. Dort angekommen fing es an zu Nieselregnen (also doch…) und weit und breit war kein bekanntes Gesicht zu sehen. Schon hatte ich ein bisschen die Befürchtung, dass ich niemanden treffe und den Nachmittag alleine verbringen muss.
Das erste bekannte Gesicht, das ich schließlich sah, gehörte Jason, dem Merchandising-Man. Ich fragte ihn, ob er schon jemanden von den Fans gesehen hat und er verneinte, aber fügte grinsend hinzu, dass sie sicher bald auftauchen werden. Womit er Recht behielt.
Jason hat nach eigener Aussage mehr Fans als Chris, was nicht nur daran liegt, dass man von ihm schon mal die ein oder andere Info bekommt (Footsteps Zwo soll noch diesen Herbst kommen, die anschließende Tour ist in Planung, aber das überrascht doch nicht…), sondern vor allem daran, dass Jason dem Meister in Witz und Schlagfertigkeit nicht nachsteht. Der Sicherheitsmann vom Theater staunte nicht schlecht, als er sah, wie viele Damen eigens aus Deutschland und England angereist waren. Wegen Jason, versteht sich.
Der Trupp zerfiel nach dem Plausch wieder. Ich schloss mich denen an, die befanden, die sehr minimale Chance den Meister zu treffen (lt. Jason Soundcheck frühestens in 2 Stunden und die Tiefgarage war ja da sowieso) ist es nicht wert, zu verhungern. So gingen wir zuerst ins Pub um die Ecke, wo wir nicht mehr als eine Kaffee bekamen, aber Dank Seefahrerdeko schon in die richtige Moonfleetstimmung kamen. Dann fuhren wir mit dem Bus ins Temple Bar Viertel, wo wir im “Thunderroad” gut und überraschend günstig gegessen haben. Dann noch ein kurzer Bummel durch Temple Bar. Unterwegs in einem Souvenirladen entdeckte ich etwas, das mich entgegen aller Vorsätze doch auf die Idee brachte, ein Geschenk an die Bühne zu bringen. Ein Kühlschrankmagnet, der Mona Lisa zeigt, wie sie mit weißem Schaumbart ein Guinness trinkt. Also gekauft, und dazu eine Karte, auf die ich das Bild klebte und darunter schrieb: “That’s Why Mona Lisa Smiled”.
Später dann im Foyer des Grand Canal Theatres gab es noch eine ganze Menge mehr Fanfreunde zu treffen als am Nachmittag. Und so war die Zeit ganz schnell um, bis es los ging.
Das Theater, ein nagelneues Gebäude übrigens, war nicht zu groß, die Plätze ansteigend (so dass von überall gute Sicht war) und hatte zwei große Emporen. Alles in allem also eine ganz gemütliche Atmosphäre. Die erste Reihe war so dicht vor der Bühne wie noch nie und die Bühne total niedrig. Nun war ich noch mal grummelig, dass meine Firstrow-Tickets futsch waren.
Nun saß ich in der fünften Reihe ziemlich außen, was aber auch noch recht nah war, weil das Publikum ja so dicht vor der Bühne begann.
Als Chris nach der üblichen Ouvertüre und Einleitung die Bühne betrat, gab es sofort Standing Ovations. Aha, das lässt sich ja tatsächlich schon mal besser an als in Deutschland.
An die damit und auch vorher schon provozierten übersteigerten Erwartungen kam der erste Teil des Konzertes dann aber nicht so ganz ran – ich rede nur vom ersten Teil! Die Setlist war bis zur Pause die übliche und zum Mittanzen aufgestanden wurde erstmals bei „The Storm“. Die Zwischenrufer waren deutlich aktiver als in Deutschland, Chris hat auch auf sie reagiert, aber aufgrund meiner nicht ganz so perfekten Englischkenntnisse habe ich gar nicht alles so recht mitbekommen. Als er erzählte, dass er gerade in Russland und Ukraine unterwegs war, rief jemand „Flying Ryanair?“ in Anspielung auf einen Gerichtsprozess, den Chris Tochter gerade an diesem Tag gegen Ryanair gewonnen hat.
Nicht nur Rosanna und Chris Frau waren auf dem Konzert, sondern auch seine Mutter. Letztere hat er offiziell begrüßt, nachdem er zuvor erwähnt hat, dass ja gerade Obama und auch die Queen in Irland waren, welche eben schließlich nur ein wenig älter ist als seine Mutter.
Nachdem er anfing die übliche Story von Schmugglern und Piraten zu beginnen, riefen eine Menge Leute im Publikum „Aaarrrggghh“. Chris tat verwundert „Have you seen this concert before?“. Wie er da bloß drauf kommt?? „Well, if you have, I´m going home, I need a drink…“
Da mein Platz ja diesmal ziemlich weit auf der rechten Seite war, stand Chris zur „Leader-Trilogy“ zum ersten Mal direkt vor mir. Natürlich ist es so gedacht, dass man den Film auf sich wirken lassen soll und daher ist nur wenig Licht auf Chris, der ganz an der Seite der Bühne steht und man sieht ihn normalerweise kaum. So habe ich diesmal den Film Film sein lassen (Schande über mein Haupt) und habe es genossen, Chris beim Singen zuzuschauen. Und ich kann nur sagen, er hat diese aussagekräftige Mimik auch dann, wenn er nicht im Mittelpunkt steht.
Bis zur Pause hat tatsächlich niemand ein Geschenk an die Bühne gebracht und so kam ich arg ins Zweifeln, ob ich denn die einzige sein möchte oder ob ich die Aktion doch lieber bleiben lasse. Irgendwie war ich es aber doch meinen beiden Mitfans schuldig, die mit mir in dem Souvenirladen waren und die Karte mit unterschrieben haben.
Zum Glück wurden dann aber –in letzter Minute genau vor „Why Mona Lisa Smiled“ –doch ein paar Geschenke gebracht. Inzwischen macht mich diese Geschenkebringerei nicht mehr ganz so nervös, so dass ich diesen Song (für mich eines der Highlights) trotzdem genießen konnte. Dennoch wusste ich hinterher, warum ich es (Geschenk an die Bühne bringen) nicht mag. Ich brauchte unerwartet lange bis zur Mitte der Bühne, denn die erste Reihe war tatsächlich so dicht, dass ich über alle Füße stolpern musste. Bevor Chris mich sehen konnte ging das Licht aus. Für mich endlose Sekunden lang, da ich nicht wusste, ob es rechtzeitig wieder an geht und Chris mich entdecken würde, bevor er den nächsten Song anfängt. Ein saudummes Gefühl, im Rücken 2000 Leute, die Dich sehr wohl sehen und vor Dir einer, der es soll aber nicht tut. Er tat es dann aber doch noch. So konnte ich die Karte hochreichen und im Weggehen hörte ich wie er erklärte:“We know now why Mona Lisa smiled, she´s holding a pint of black stuff“ und das Publikum lachte. Erst viel später, als man mir das entsprechende Wackelfilmchen zeigte, konnte ich sehen, dass Chris auch lachte.
Mit dem Solo-Teil begann sich dann auch zu beweisen, dass dieses Konzert wirklich das besondere Konzert werden wird, das es werden sollte. Das erste Stück war gleich eines, das er sonst nicht singt: „Lonely Sky“, ein Tribute an das Dubliner Publikum, das diesen Song einst Ende der 80er auf Chris bekanntestem Konzertvideo so toll gesungen hatte. Und sie sangen immer noch toll, auch wenn man natürlich zugeben muss, dass das nicht der Sound eines ausverkauften Stadions war. Die Stimmung legte von dem Moment an deutlich zu. Allerdings war ich darauf gefasst, dass dem mein No 1 Schmachtsong „In A Country Churchyard“ (sonst bei dieser Tour stets der erste Song des Soloteils) zum Opfer fallen würde. Aber nein, er kam gleich im Anschluss. Und „Let Your Love Shine On“ können sie natürlich auch singen, die Iren. Oh, wie habe ich es genossen, genau wie die ebenso großartige Reaktion auf „Where Peaceful Waters Flow“. Trotzdem sei mir eine nicht so positive Bemerkung erlaubt: die Kluft zwischen alten und neuen Songs scheint beim irischen Publikum noch größer zu sein als beim deutschen.
Dann sang Chris, wohl immer noch beeindruckt von seiner Osteuropatour, „Those Were The Days“, das heißt in der Hauptsache sang eigentlich das Publikum. Aber am Ende stellte er doch klar, wer hier der Sänger ist, indem er einen ganz unglaublich langen Ton hielt.
Der Nachteil des schnuckelig kleinen Theaters war, das stellten wir alle auf den ersten Blick fest, dass da kein Platz zwischen erster Reihe und Bühne für einen ordentlichen Dancing-Part war. Trotzdem drängelten die Fans aus den Reihen, während Chris zu „Lady in Red“ durch die vordere Seitentür kam und ins Publikum ging. Es war nicht genug Platz für alle vor der Bühne, was ich nicht so problematisch fand, wozu bin ich schließlich mit Ellenbogen auf die Welt gekommen. (Das ist natürlich nur ein Witz, die Wahrheit ist viel mehr, dass mich von rechts eine mir unbekannte Dame so drängelte und schubste, dass ich gezwungen war, über einige Taschen zu steigen und mir einen Platz etwas weiter in der Mitte zu suchen. ). Die Stimmung war ausgelassen, sogar ganz oben auf dem zweiten Balkon sah ich die Leute stehen und ihre Hände in die Luft recken. Die Bauweise des Theaters (klein, aber das Publikum saß ansteigend und bis ziemlich weit hoch auf zwei Balkonen) hat es sicher noch begünstigt, dass der Jubel vom Publikum sich fing und umso tosender klang, genau wie die zu den letzen Songs nunmehr wummernden Bässe.
Und dann, nach sechs rockigen Songs und „High On Emotion“, das wir sowieso alle waren, folgte „The Snows of New York“ und ich glaube ganz fest daran, dass das („a song about friends and friendship“, sonst auf dieser Tour nicht gespielt, worüber alle jammern) speziell für die von überall weither angereiste Fan-Community war. Die denn auch, teilweise sich in den Armen liegend, eifrig mit schunkelte. Aaaabeeer, ich sah alle meine Hoffnungen davon schwimmen, war „Snows of New York“ doch seit ungezählten Jahren stets traditionell der letzte Song. Aber natürlich hatte ich sehr auf „Patricia The Stripper“ gehofft. Schon seit etlichen Jahren singt er es nicht mehr und Zwischenrufen nach Patricia entgegnet er immer „She is much too old now…about 108 years“ (jepp, das kam auch in diesem Konzert, zu einem früheren Zeitpunkt). Nun, die alte Dame scheint tatsächlich nicht mehr mobil zu sein, aber immerhin hat sie es doch vor anderthalb Jahren zu einem Konzert in Dublin geschafft. Gut, wenn Patricia partout nicht mehr nach Deutschland kommen möchte, dann fliege ich halt zu ihr, habe ich mir gedacht. Aber wo war sie nun??
Chris kündigte tatsächlich noch einen Song an. Einen ruhigen Song zu Abschluss, denn das auf was wir warten, das könne er schließlich nicht spielen, wenn seine Mutter anwesend ist. Und schon erklangen die ersten Takte von „Patricia“! Das Publikum reagierte ausgelassen, die Jungs auf der Bühne waren ausgelassen und es kamen auch zwei BH´s geflogen. Mit denen Chris am Ende zum Bassisten tänzelte und sie ihm über die Gitarre hängte. Allein dafür hat sich die Reise ja schon gelohnt!
Das sicher unvergessliche Konzert endete dann nach fast dreieinhalb Stunden (OK, mit Pause) ordentlich wie alle Moonfleet-Konzerte mit dem „Go Where Your Heart Believes-Finale“.
Am nächsten Tag war Jasons Geburtstag und eigentlich hatten wir gehofft, wir könnten uns bis Mitternacht im Foyer herumdrücken. Da sich das Theater dann aber doch sehr schnell leerte, mussten wir unsere Glückwünsche 20 Minuten vorziehen. Zwei der Mädels hatten eine Motivtorte in Form eines Badmintonschlägers (Jason war mal ein recht erfolgreicher Spieler) organisiert und diese in unser aller Namen überreicht. Die kleine „Feier“ war sehr lustig, leider konnte ich mir nicht im Detail merken, welche Sprüche da hin und her gingen. Bevor Jason die Geburtstagskarte „mit Sound“ öffnete, sagte er „If this one plays Lady in Red, you are in trouble“. Wir waren nicht in Trouble, die Karte spielte „Born to be Wild“.
Wir Fans ließen den Abend dann in einem Pub mit dem Namen „Ferryman“ (wo auch sonst!!) ausklingen. Armer Kellner, ihm wurde lauthals „Don´t Pay The Ferryman“ vorgesungen, aber natürlich haben wir die Zeche trotzdem bezahlt.
Am nächsten Tag, nach dem Ausschlafen, bin ich mit zwei Schweizerinnen (ich has teilwis nur schlecht chönne verstoh) durch die Stadt gebummelt. Viel angeschaut und wenig gekauft. Wie auch, wenn ich nur mit Handgepäck reise. Und wir waren in Captain Americas Bar, wo Chris einst allabendlich für zwei Pfund und einen Hamburger spielte.
Für den Abend war noch eine weitere besondere Unternehmung vorgesehen. Vor einiger Zeit wurde auf Chris Facebook-Seite über Essen gehen in Dublin diskutiert und eine der Mädels fragte, ob jemand eine Empfehlung für ein Chinesisches Restaurant kennt. Die wurde dann prompt von Him Himself gegeben, das China Sichuan Restaurant in Sandyfort. Und er schrieb noch „Say Hello to Kevin“ dazu. Also wurde recherchiert und die Speisekarte im Internet verriet, dass es tatsächlich bezahlbar war, jedenfalls soweit man Restaurants in Irland überhaupt bezahlbar nennen kann.
Die Besitzerin des B&B´s der Mädels hat dann eine telefonische Reservierung gemacht und wohl auch schon über die Geschichte gelacht, so dass sie sich nicht verkneifen konnte, bei ihrem Anruf zu sagen „Die Damen kommen auf Empfehlung von Chris de Burgh“.
Also setzten wir uns (am Ende waren wir nur zu sechst, weil sich einige doch zu K.O. vom Sightseeing waren) in die Straßenbahn und fuhren die 20 Minuten zum Vorort Sandyfort. Und waren sehr überrascht, dort eine Art moderne Plattenbausiedlung vorzufinden. Was in aller Welt führt den Mann denn hierher? Wir mussten uns vorstellen, wie er für seine Empfehlung nun sicher eine Menge Stempel auf seine Sammelkarte (10 Stempel – 1 Essen gratis) bekommt.
Nun, das Essen war prima (und wirklich ungewöhnlich), das Ambiente angenehm und der Service aufmerksam. Lustig war der Abend aber vor allem deshalb, weil wir in bester Gackerlaune waren. Offen blieb aber die Frage, wer Kevin ist. Wir haben schon Wetten abgeschlossen. Bis sich dann doch endlich jemand traute, den Kellner zu fragen: „Arbeitet bei ihn jemand mit Namen Kevin –kicher kicher-, wir sollen ihm nämlich –gacker gacker- viele Grüße von Chris de Burgh ausrichten.“ Ich möchte nicht wissen, was sich der Kellner gedacht hat. Schließlich haben wir uns doch eher nur bedingt vornehm benommen und schicke Klamotten hatten wir auch nicht gerade an (waren ja nur mit Handgepäck unterwegs, wo nicht viel mehr als ein Konzertshirt rein passte…). Aber er würde sicher niemals über Kunden lachen und so behielt er natürlich eine sehr ernste Miene. Kevin ist der Restaurantbesitzer, erfuhren wir. Und Kevin geleitete uns dann beim Gehen zur Tür, war sehr aufmerksam und erkundigte sich nach dem gestrigen Konzert. Wir kamen uns unglaublich gut dabei vor, in Millionärskreisen zu verkehren.
Jedenfalls bis wir fünf Minuten später wieder in der überfüllten und sehr gewöhnlichen Straßenbahn saßen.
Ich hatte sehr viel Spaß in diesen zwei Tagen und habe es wie immer genossen, so viele Leute zu treffen und überall freundschaftlich aufgenommen zu werden.
Am Sonntag Morgen regnete es dann, was mich nicht besonders störte, denn nach einer „Stadtrundfahrt“ mit dem Flughafenbus musste ich eh wieder in Richtung Heimat.
Bzw., wenn mit meinem sehr eng gestickten Reiseplan alles klappen sollte, direkt auf ins nächste Konzertabenteuer………
Auf der Rückreise von Dublin klappte tatsächlich alles wie am Schnürchen. Allerdings saß ich an diesem heißen Tag von Stuttgart (den berühmten Bahnhof gesehen, bevor es zu spät ist) bis Heidelberg in einem IC ohne Klimaanlage. Das gab doch immerhin ein echtes Bahnreise-Feeling.
In Mannheim angekommen wusste ich dann auch, dass wirklich alles gut gegangen war. Ich hatte nämlich am Donnerstag Vormittag noch mein Auto in das Neubaugebiet in der Nähe der Arena gebracht, weil ich keine Lust hatte, nach dem Konzert noch ganz spät nachts auf einsamen Umsteigebahnhöfen zu stehen und mir es eine Menge Zeit sparte, die letzte Reiseetappe im Auto zurückzulegen. Zudem brauchte ich so am Einlass der Arena nicht erklären, wozu ich so viel Gepäck mitschleppe. Große Erleichterung, das Auto stand unversehrt da wo ich es abgestellt hatte. Also, Rolltäschchen abgeladen und Yusuf-Shirt angezogen. Sehr happy, dass alles geklappt hat.
Dann habe ich erst mal die Halle komplett umrundet und Ausschau gehalten nach den Leuten aus dem Yusuf-Forum. Hmm, am Hintereingang standen sie nicht. Ich wusste, es waren einige, die genau wie ich das Treffen mit Yusuf in Oberhausen verpasst hatten und in allen glimmte wahrscheinlich ein winziges Fünklein Hoffnung.
Es fehlte noch etwas, nämlich Yusufs alter VW Bus. Jemand von den Fans erzählte mir, dass das gute Stück tatsächlich aus eigener Kraft von Ort zu Ort fahren musste und irgendwo unterwegs liegen geblieben war.
To be continued....